Zentralgelände Kalmenhof

Die zentrale Aufgabe des neu gewonnen Stadtquartiers ist die intendierte Arrondierung der Innenstadt durch einen sinnvollen Übergang vom Stadt- zum innerstädtischen Landschaftsraum herzustellen. Unser Leitbild zur Entwicklung des Quartiers „Wohnquartier Kalmenhof“ ist das Aufgreifen und Interpretieren der Merkmale der den Kalmenhof umgebenden Stadt- und Landschaftsräume. Dabei entsteht ein Wohnquartier mit hochwertigen Außenräumen und einer angemessenen, wirtschaftlichen Dichte. Die Altstadtarrondierung wird durch das Aufgreifen von Struktur und Körnung der benachbarten Stadtquartiere und das durchdeklinieren des Prinzips von Straße, Gasse, Platz gebildet. Die Herausforderung die bestehende Stadtstruktur fortzuschreiben besteht darin, die Qualitäten der gewachsenen Stadt aufzugreifen und diese auf die heutigen Ansprüche an Gemeinschaft, Individuum, Versorgung und Verkehr zu übertragen. Innerhalb der neuen Stadtstruktur wird vor allem die Spannung zwischen Gasse (schmaler Raum) und Platz (geweiteter Raum) wirksam. Dabei werden die Gebäude versetzt zueinander angeordnet, sodass die Blickachsen erst beim Durchlaufen des Quartiers freigestellt werden und die Gassen und der Kalmenhof durch die Fassaden der Gebäude räumlich wirksam werden. Das neue Quartier entwickelt sich um den Kern, den Kalmenhof als zentraler Platzraum. Mit dem Quartiersplatz Kalmenhof wird die Raumfolge – König Adolf Platz – Löherplatz – ergänzt und ist dabei Quartierstreffpunkt für Gemeinschaft, Adressbildung des Quartiers und Übergang in den Landschaftsraum der Wörsbach Aue. Die zukünftige Bebauung wird um den Quartiersplatz herum und an den Gassen entlang organisiert. Die neu entstehenden Gassen, aus der Altstadt abgeleitet, wirken identitätsbildend für das neue Quartier und seine Bewohner. Die Namen der Gassen stellen eine Verbindung zur historischen Vergangenheit des Ortes mit der bestehenden Stadt her. Für die Benennung der neu geschaffenen Gassen schlagen wir zum einen vor, diesen exemplarisch die Namen der Ermordeten der Euthanasieverbrechen zu geben und weitere Gassen nach den sie prägenden Orten zu benennen. So erinnert die Pappenheimer Gasse an Ruth Pappenheimer und die Vergangenheit wird auf sensible Weise Teil der zukünftigen Geschichte des Kalmenhofs. Eine andere Gasse heißt Wörsbachgasse und greift den Ort des Wörsbachs auf. Wir wollen damit Ort, Zeit und Raum zu einem gleichermaßen in Zukunft und Geschichte orientiertem Stadtquartier verknüpfen.

Heinrich Lessing Architekten | Hauptstraße 17-19 | Gebäude Nr. 6317 | 55120 Mainz