Container Wiesbaden

Der "authentische Ort" Schlachthoframpe in Wiesbaden, von dem jüdische Bürgerinnen und Bürger aus Wiesbaden deportiert wurden, war Ausgangspunkt für dieses Projekt. Am 01. September 1942 wurde auf dem Schlachthofgelände eine Deportation fotografisch dokumentiert. Ein schwarz- weiß Negativfilm ist bis heute vollständig erhalten. An diesem Tag wurden aus Wiesbaden ca. 370 überwiegend ältere jüdische Frauen und Männer nach Theresienstadt deportiert. Die daran anschliessenden Deportationen in die Vernichtungslager im Osten hat kaum jemand überlebt.

Auf den 30 Fotos, die in einem zusammenhängenden Schwarz-Weis Negativ-Filmstreifen dokumentiert wurden, sind die deportierten Menschen an der Vieh-Verladerampe sichtbar, die Eisenbahnwagen und die in Uniform und in Zivil auftretenden Polizei- und Gestapo-Beamten mit ihren Helfern. Die Fotografien vermitteln einen Eindruck des Ablaufes der Deportation und dem Weg der Menschen von den Verladepritschen der LKWs herunter durch die Viehgatter in die Eisenbahnwaggons. Darüber hinaus vermitteln sie auch den Weg des unbekannten Fotografen und die Wiederholungen in seiner Bildauswahl.

Das Projekt „Container“ sollte diese Bilder, die 1942 außerhalb der Öffentlichkeit entstanden sind, in den Stadtraum zurück bringen, öffentlich machen und diesen Abschnitt der Geschichte des Schlachthofareals dokumentieren. Ein Jahr lang verfolgte der Fotocontainer den Weg der Deportation rückwärts vom Schlachthof über den Bahnhof, durch die Bahnhofstraße bis zur Friedrichstraße, wo sie in der alten Synagoge 1942 begann. An jedem Standort wurde die konkrete NS-Stadtgeschichte der Umgebung mit einbezogen und auf einer Informationstafel vermittelt. Eine weitere Tafel ermöglichte Besuchern einen Kommentar zu hinterlassen.

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