Fragmente Michelsberg

Nationalsozialisten setzten in der Reichspogromnacht des 9./10. November 1938 die Synagoge am Michelsberg in Wiesbaden mehrmals in Brand. Wie im ganzen Land wurden nicht nur Bauwerke zerstört, sondern eine Gemeinde wurde ausgelöscht und ihre Mitglieder verfolgt und ermordet. Das bis auf die Außenmauern ausgebrannte Gebäude wurde im Frühjahr 1939 abgebrochen. In den 50er Jahren musste der mächtige Sockel des Gebäudes der Erweiterung der Coulinstraße weichen. Die Synagoge, nach den Plänen des Wiesbadener Architekten Philipp Hoffmann gebaut, war 1869 eingeweiht worden. Fast 70 Jahre lang prägte der insgesamt 35 m hohe Bau das Stadtbild. Eine Hochstraße, 1970 -72 als Teil der Verkehrskonzepte der autogerechten Stadt auf dem Grundstück der ehemaligen Synagoge gebaut überbaut den Ort, an dem die Synagoge bis 1939 stand.

Drei hölzerne, nachts beleuchtete Wände kennzeichnen Ausrichtung und Größe des einstigen Synagogenbaus. Die beiden Holzwände am Schulberg stehen an Stelle des Portals, die dritte Wand deutet den hinteren Abschluss des Synagogenbaus an. In blauer Farbe wurde ein Teil des Grundrisses detailgetreu auf der Coulinstraße markiert. Drei Tafeln geben Information und Raum für Ausstellung. Am Schulberg steht ein Glasbild, eine Arbeit des Wiesbadener Glaskünstlers Nabu Gass, die ein Foto des Innenraums zeigt. Das transparente Bild verbindet die historische Aufnahme mit dem Hintergrund der Gegenwart. Die stählernen Rahmen der Erläuterungstafeln tragen jeweils einen Sandstein, der einen Eindruck der Materialhaftigkeit und Farbe des Bauwerksvermittelt. Mit dem Abbruch der Hochstraße 2001 wird auch die Installation Fragmente sechs Jahre nach deren Einweihung demontiert.

Die Realisierung des ehrenamtlich entstandenen Projektes wäre ohne die Unterstützung der folgenden Personen nicht möglich gewesen:

Frank Aprecht, Frank Breitwieser, Jürgen Diehl, Alexandra Krahl, Marco Lessing, Andreas Milch, Christian Mosner, Alexander Nenninger, Dirk Neuhaus, Andrea Sehr, Udo Strittmatter, Ulrike Vogel, Stefan Waigel, Prof. Walter Wilking

Heinrich Lessing Architekten | Hauptstraße 17-19 | Gebäude Nr. 6317 | 55120 Mainz