Lebenszyklushaus

Der Lebenszyklus beginnt mit Amelie, einem Kind, das 2009 geboren wird und das mit seinen jungen Eltern das Lebenszyklushaus bezieht. Was dann kommt, ist der Gang der Dinge, der alles mit sich bringt: eine Hausgemeinschaft mit einer zweiten Familie, ein Geschwisterkind, viel später ein Büro im Haus, eine Trennung, neue Liebe, ein Pflegefall und schließlich das Ende des Lebenszyklus, der Tod. Amelie stirbt 2099 im Alter von 90 Jahren in dem Haus, in dem sie 2009 geboren wurde. Anhand des Lebenszyklus von Amelie werden die möglichen Veränderungen und Anpassungen des Gebäudes beschrieben, im Originaltext in Abschnitten von 10 Jahren. Der Lebenslauf von Amelie steht dabei exemplarisch für das, was Grundlage für die Struktur eigentlich jedes Wohngebäudes sein müsste.

Es gibt zwar kaum noch das traditionelle Familienschema mit seinem Miteinander von Generationen – das natürlich auch nicht immer reibungslos funktionierte – aber es gibt das Bedürfnis nach einem Haus, das ein Miteinander von Generationen, Patchworkfamilien, Haus- und Wohngemeinschaften ermöglicht. Ein Haus, das den Zyklus des Lebens mit seinen ganz unterschiedlichen Anforderungen, vor allem aber der Option von Begegnung und Distanz, dem -sowohl als auch- zulässt. Der zentrale Wohnhof verbindet vier mögliche Eingänge zum Lebenszyklushaus und kann gemeinschaftlich genutzt werden. Darüber hinaus verfügen Vorder und Hinterhaus jeweils über einen Gartenhof, der ausschließlich privat genutzt wird. Werden die Ebenen getrennt genutzt, so erfolgt der Zugang zu den Obergeschossen über die Hoftreppe auf dem Dach des verbindenden Baukörpers. Die klare Struktur der Häuser mit ihren Höfen öffnet sich nach Süden und steht durch schmale Gassen mit dem kleinen Park im Norden in Verbindung.

Heinrich Lessing Architekten | Hauptstraße 17-19 | Gebäude Nr. 6317 | 55120 Mainz