Römisch-Germanisches Zentralmuseum, Mainz

In der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt Mainz entsteht mit dem neuen Hauptsitz des Römisch-Germanischen Zentralmuseums (RGZM), einer der größten archäologischen Forschungseinrichtungen Europas, in unmittelbarer Nachbarschaft des römischen Theaters und des Museums für Antike Schifffahrt ein neues Archäologisches Zentrum. Mit dem Neubau des RGZM entsteht in Mainz nicht nur ein wissenschaftliches, sondern zugleich ein neues kulturelles Zentrum an einem städtebaulich neu geordneten Stadteingang. Ziel der Kunst am Bau Wettbewerbs ist es, ein identitätsstiftendes Signet für das RGZM zu schaffen, das auf den stadträumlich prägnanten Standort eingeht und einen klaren inhaltlichen Bezug zur Arbeit des RGZM aufzeigt.

Wir konzipierten 2 motivische Bildtafeln, die sich auf gleicher Höhe über die Gebäudekante hinweg bewegen. Die Haupt- Sichtachse im Straßen- und Stadtbild bleibt das Südfenster mit dem bestimmenden Motiv.
Das Bild wird als digitaler Druck auf HPL Platten realisiert, die mit einer Stahlunterkonstruktion am Gebäude installiert wird.

Beide Tafeln zeigen unterschiedliche Fragmente (Teilstücke) einer Göttin. Motiv 1 zeigt einen horizontalen Ausschnitt ihres Kopfes. Motiv 2 präsentiert einen Ausschnitt ihres Gewandes. Es wird die Imaginationsfähigkeit des Betrachters anregen die Teilstücke in der Phantasie ergänzen/ erweitern zu wollen zu einem Ganzen. Trotz einer starken Reduzierung transportiert der Ausschnitt dieses Kopfes erstaunlicherweise sehr komplexe Botschaften: Anmut und Ästhetik, ein Stück gelebter Menschheitsgeschichte, eine ferne Kulturepoche. Das nur partiell erfahrbare Antlitz mit seinen sichtbaren Zeitspuren kündet von dem Alter der Figur und ihrer Epoche, von einer Welt der Götter. In seiner Reduktion erfüllt dieses Motiv alle entscheidenden Merkmale für seine geplante neue Funktion. Es macht auf konzise Weise das komplexe Thema Archäologie, das Thema Menschenbild, das Thema Forschung und Kulturgeschichte am Gebäude sichtbar und kennzeichnet es. Das Hauptmotiv – der Kopf Ausschnitt – funktioniert somit als ein komplexes Signum.

Heinrich Lessing Architekten | Hauptstraße 17-19 | Gebäude Nr. 6317 | 55120 Mainz