Waldenser Mitte

Das städtebauliche Leitbild greift zunächst die eigenartige schräge Ordnung der Parzellen auf. Der Platzraum der Waldenser Mitte folgt dieser Ordnung und bildet das neue Zentrum. Ein Turm zentriert den Stadtraum, erzeugt Orientierung und ist Identifikationsmerkmal, Aussichtsplattform und Gesicht der neuen Mitte. Die Platzrandbebauung erfolgt dreigeschossig. Dabei orientieren sich die Baukörper mit den Räumen, die der Gemeinschaft dienen, bewußt in Richtung Platzmitte. Bäume und Sitzbänke bilden die Mitte und machen den Platz zum Aufenthaltsort. Die Bebaung zwischen Langstrasse und Bahnstrasse folgt dem Prinzip des Strassendorfes Walldorf. Giebelständige Gebäude zur Strasse gewandt und traufständige "Scheunen" im rückwärtgen Bereich der Grundstücke, mit Nebengebäuden verbunden. Das "Weiterbauen" ist Leitbild für unseren Vorschlag für die neue "Waldenser Mitte" . Der Anspruch einer modellhaften Entwicklung der neuen "Waldenser Mitte" erfordert eine breite Unterstützung und muss gemeinsam mit den BewohnerInnen, NachbarInnen und NutzerInnen entwickelt werden (partizipative Stadt).

An erster Stelle steht für uns mit der Intention der "Neuen Mitte" die Idee der sozialen Stadt, deren Mitte ein Raum für die Gemeinschaft darstellt und der sozialen Nachhaltigkeit dient. Die Nachhaltigkeit der Gebäude beginnt mit der Bewahrung des Bestandes mit der darin enthaltenen "Grauen Energie" soweit als möglich und soweit es für die notwendige städtebauliche Entwicklung sinnvoll ist. Erhalt vor Abruch. Die räumliche Konzeption der Neubauten hat das Ziel belastbare Strukturn zu entwickeln, die für einen möglichst langen Lebenszyklus der Gebäude geeignet sind. Die Anforderungen an Wohn- und Gewerbenutzungen ändern sich in einem Zyklus von 15-25 Jahren. Vor diesem Hintergrund erlauben die soliden Raumstrukturen Nutzungsänderungen und damit eine hohe Lebensdauer. Die Tragstruktur entsteht dabei als Stahlbeton, bzw Holz-Stahlbeton Hybridkonstruktion. Für die Gebäudehülle schlagen wir vorgefertigte Holzkonstruktionen vor, die mit einem dauerhaften Fassadenmaterial beplankt werden. Teile der Fassaden würden wir als Stampflehmfassade ausbilden, den wir aus dem Aushub der Tiefgarage gewinnen werden. Die aus dem Abbruch gewonnenen Baustoffe werden vor Ort recycelt und für Unterbauten, Betonzuschläge und / oder als unittelbar wiederzuverwendendes Bauteil in den Bauprozess intergiert. Dabei wird der ökologische und ökonomische Anspruch des Projektes als Modellprojekt verhandelt werden müssen. Der sinnvolle Ansatz der Baukostenreduzierung ist mit den derzeitigen CO2 Preisen und Lohnkosten nicht ohne weiteres realisierbar. Eine ewaige CO2 Steuer wird die Wettbewerbsfähigkeit dieses Ansatzes unterstützen.

Heinrich Lessing Architekten | Hauptstraße 17-19 | Gebäude Nr. 6317 | 55120 Mainz